Uni Bremen an neuem Großprojekt gegen Wildtierkriminalität beteiligt

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Wildtierkriminalität (oder Wilderei) ist weit verbreitet und stellt für seltene Arten eine erhebliche Bedrohung dar. Um hier etwas zu bewegen, haben sich nun unter Leitung des WWF Deutschland 13 Partner im EU-LIFE-Projekt „wildLIFEcrime“ zusammengeschlossen – darunter auch die Forschungsstelle für Tier- und Tierschutzrecht der Universität Bremen.

Manch einer mag mit Wilderei vor allem die Verfolgung und Tötung von Exoten wie Elefante, Tiger oder Nashorn, verbinden. Doch auch in Europa und nicht zuletzt in Deutschland und Österreich wurden in den letzten Jahren tausende streng geschützte Wildtiere vergiftet, erschlagen und erschossen.

Für viele dieser Tierarten ist die illegale Verfolgung eine der häufigsten Todesursachen, die somit ein massives Problem für den Tierschutz darstellt. Leider ist es laut WWF auch Fakt, dass nur wenige Täter gefasst werden und es in Fällen, bei denen sie vor Gericht landen, nur selten zu Verurteilungen kommt.

Um diesen Negativ-Trend zu stoppen, hat sich nun, Anfang April 2024, eine Koalition von Partnern aus Naturschutzverbänden, Behörden, Veterinärmedizin, Polizei und der Wissenschaft für das länderübergreifende Projekt „wildLIFEcrime“ zusammengefunden, das durch das LIFE-Programm der EU gefördert wird.

Ziel des bis 2028 laufenden Projektes, an dem sich auch die Forschungsstelle für Tier- und Tierschutzrecht der Universität Bremen beteiligt, ist es, durch eine erheblich verbesserte Zusammenarbeit die illegalen Tötungen von Wildtieren in Deutschland und Österreich zu reduzieren und die Effizienz bei der Strafverfolgung zu erhöhen.

Präventive Maßnahmen und Verbesserung von forensischen Untersuchungen

Neben der Umsetzung von präventiven Maßnahmen, wie aktivem Konfliktmanagement in Hot-Spot-Gebieten, will das Projekt erreichen, dass Fälle entdeckt, effektiv bearbeitet, aufgeklärt und Täter konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Wichtig sei zudem, die Bevölkerung zu sensibilisieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Strafverfolgungsbehörden die nötige Unterstützung beim Zugang zu Fachwissen erhalten und ihre Kapazitäten erweitern können.

Deswegen arbeiten die Projektpartner an der Verbesserung forensischer Untersuchungen und bieten Fortbildungen für Polizei und Staatsanwaltschaften an. Außerdem wollen die Projektpartner Strukturen und Netzwerke etablieren, um den Informationsaustausch zu verbessern. Gleichzeitig planen sie, Vorschläge zu erarbeiten, um die rechtlichen Rahmenbedingungen im Austausch mit Entscheidungsträgern zu optimieren.

Die Rolle der Universität Bremen

In der Forschungsstelle Tier- und Tierschutzrecht an der Universität Bremen beschäftigen sich ihr Leiter Professor Dr. Sönke Florian Gerhold und Johannes Aschermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter, mit einem bisher wenig beachteten Themengebiet der Rechtwissenschaft:

Während es zu den Rechten von Nutztieren schon umfangreiche Forschung gibt, sind Wildtiere in der rechtswissenschaftlichen Forschung bisher kaum berücksichtigt worden. „Hier ist die Rechtslage für Laien teilweise nicht eindeutig, weil je nach Land oder Bundesland unterschiedliche Tierarten geschützt werden“, erklärt Gerhold.

Auch würden sich EU-Recht und regionales Recht in einigen Fällen widersprechen. Im Gespräch mit Strafverfolgungsbehörden und Gerichten möchten die Wissenschaftler herausfinden, wo die Rechtslage Schwierigkeiten bereitet und welche Herausforderungen sich dadurch in der Strafverfolgung ergeben.

Darüber hinauswollen die Wissenschaftler empirisch untersuchen, wie die Ermittlung und Verfolgung der Straftaten in der Praxis funktioniert. Warum werden Fälle von Wildtierkriminalität selten angezeigt, warum werden viele Fälle nicht aufgedeckt und warum werden die Täter selten bestraft? Um das herauszufinden, führen die Wissenschaftler Bevölkerungsbefragungen durch, analysieren Strafverfahrensakten und führen Interviews mit Fachpersonen.

Wildtierkriminalität in Zahlen

Deutschlandweit wurden seit 2005 mehr als 1.600 Fälle illegaler Greifvogelverfolgung mit tausenden Opfern nachgewiesen. Auch um die Luchspopulation steht es schlecht. Derzeit sind Deutschland gerade einmal 130 Tiere beheimatet. 13 von ihnen verschwanden allein zwischen 2018 und 2019 im bayerisch-böhmischen Raum. Hinzu kommen mindestens 79 Wölfe, welche in den letzten 24 Jahren Opfer illegaler Tötungen wurden.

In Österreich sind mehr als 200 Wildvögel sowie 16 streng geschützte Säugetiere zwischen 2016 und 2022 Opfer illegaler Verfolgung geworden. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen, da viele Fälle unentdeckt bleiben oder nicht gemeldet werden.

 

Bild oben: In den letzten 24 Jahren wurden mindestens 79 Wölfe in Deutschland Opfer illegaler Tötungen.

Bildnachweis: AdobeStock / Reise-und-Naturfoto

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