Wie die Bremerin Sara Fazilat in der Filmbranche für mehr Diversität kämpft
Mit „Nico“ gelang Sara Fazilat 2021 der internationale Durchbruch. In ihren Filmen macht sich die preisgekrönte Schauspielerin, Produzentin und Drehbuchautorin für mehr Diversität und Gleichstellung stark. Aufgewachsen ist die 37-Jährige in Bremen. Mit der Hansestadt ist die Wahl-Berlinerin nach wie vor eng verbunden.
Sara Fazilat wurde in Teheran geboren. Aufgewachsen ist sie jedoch in Bremen-Walle. Hier entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Bühne. Schauspiel und Tanz waren für sie bereits in der Kindheit wichtige Ausdrucksformen. Als Teenagerin war sie Teil einer Jugendtheatergruppe. „Es war früh klar, dass ich in Richtung Schauspiel möchte“, erinnert sie sich. Und eines hat sie auf ihrem Weg dahin gelernt: „Man kann vieles schaffen, wenn man an sich glaubt.“
Wenn Fazilat, die schon seit einigen Jahren in Berlin lebt, ihrer Heimat Bremen einen Besuch abstattet, darf ein Spaziergang durch das Schnoor-Viertel nicht fehlen. „Ich mag die Architektur, die kleinen Häuser“, schwärmt sie.
Seitdem sie nicht nur als Schauspielerin vor der Kamera steht, sondern auch als Produzentin und Drehbuchautorin aktiv ist, ist sie in der ganzen Welt unterwegs. Beim Schlendern durch die schmalen Gassen der Freien Hansestadt findet die 37-Jährige Entspannung. „Es ist immer schön in Bremen, um runterzukommen.“
Ein harter Weg
Ihr Weg zum Erfolg, war wie Fazilat berichtet, kein einfacher. Als sie sich nach dem Abitur an deutschen Schauspielschulen bewarb, hagelte es Absagen. Dabei sei ihr stets versichert worden, dass es nicht an mangelndem Talent liege. Dennoch fiel in den Endrunden die Wahl stets auf andere Bewerber.
„Ich wurde aufgrund der äußeren Erscheinung abgelehnt“, sagt Fazilat. „Das fand ich absurd.“ Und so entschloss sie sich, nach London zu gehen, um hier ihre Schauspielausbildung zu absolvieren. Für die Darstellerin eröffnete sich eine neue Welt: „Da habe ich die unterschiedlichsten Menschen in allen möglichen Rollen gesehen“, sagt sie. Und auch Fazilat fand ihren Platz. „Endlich bekam ich Rollen wegen meiner Leistung, nicht wegen meines Aussehens.“
Internationaler Durchbruch
In London habe sie erstmals erlebt, dass Schauspiel anders funktionieren kann: ohne Klischee. Deshalb wollte Fazilat Inhalte selbst mitgestalten, und das nicht nur als Schauspielerin.
Nach ihrer Ausbildung begann sie daher ein Produktionsstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und an der Columbia University in New York. Mit ihrem Abschlussfilm „Nico“ an dem Fazilat als Hauptdarstellerin, Produzentin und Co-Autorin gewirkt hat, gelang ihr der internationale Durchbruch.
Im Film verkörpert Fazilat eine Altenpflegerin, die Opfer eines rassistischen Angriffs wird und danach nicht mehr dieselbe ist. Mithilfe ihrer Freundinnen und Freunde sowie Karate kämpft sie sich jedoch zurück in den Alltag. „Der Film will mit Stereotypen brechen“, sagt Fazilat. „Uns war es wichtig, dass wir selbstverständlich ganz verschiedene Menschen abbilden, und zwar bezogen auf Haarfarbe, Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Körperform, Alter, sexuelle Orientierung und so weiter.“
Dass ihr Abschlussfilm es nicht nur bis in die deutschen Kinos schaffte, sondern auch internationalen Erfolg verzeichnete, war für sie ein wichtiges Signal. „Ich habe mich deswegen so über den Erfolg von „Nico“ gefreut, weil er Sachen zeigt, die ich wirklich erzählen wollte. Er hat viele Türen für andere Menschen geöffnet.“
Einsatz für mehr Vielfalt und Gleichstellung
Vielfalt und Gleichstellung liegen Sara Fazilat am Herzen. Deshalb engagiert sie sich unter anderem bei „Pro Quote Film e.V.“ für mehr Präsenz von Frauen in der Filmproduktion. Frauenfiguren sollten ihr zufolge nicht nur so divers wie möglich, sondern auch mit mehr Leichtigkeit erzählt werden.
Zwar sei in Bezug auf Diversität eine zunehmende Sensibilisierung in der Filmbranche spürbar, aber es sei noch immer ein weiter Weg. Fazilat setzt sich mit ihrer Arbeit deshalb dafür ein, dass Menschen, die aufgrund ihrer kulturellen oder sozialen Herkunft lange übersehen wurden, sichtbarer werden. Ihre Filme sieht sie als Sprachrohr. „Sie sind eine wichtige Stimme, um etwas zu erreichen.“
Bei Rollenangeboten entscheide das Drehbuch darüber, ob Sara Fazilat sich vorstellen kann, diese Figur zu verkörpern. Vielschichtige, facettenreiche Charaktere, die nicht den gängigen Stereotypen entsprechen, gefallen ihr. Zuletzt war Sara Fazilat als Produzentin an der nepalesischen Co-Produktion „My Share of Sky“ beteiligt, die sich gerade in der Postproduktion befindet.
Der Film spielt während der Hochzeitssaison in einer kleinen nepalesischen Stadt und erzählt die Geschichte einer jungen Frau aus der Mittelschicht, die versucht, gesellschaftliche Erwartungen mit ihrem Wunsch nach Freiheit in Einklang zu bringen. „Das Interesse an präsenten, vielfältigen und mutig erzählten Frauenfiguren ist da“, ist Fazilat überzeugt.
Bild oben: Zu einem Heimatbesucht gehört für Sara Fazilat ein Abstecher ins Schnoor-Viertel dazu.
Foto: WFB/Lehmkühler
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