Seniorenresidenz in Osterholz steht unter Quarantäne – Staatsanwaltschaft prüft Versäumnisse

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Wegen einer schweren Ausbruchssituation ist eine Pflegeeinrichtung für Menschen mit demenziellen Erkrankungen im Stadtteil Osterholz komplett unter Quarantäne gestellt worden. Das teilte Sozialsenatorin Anja Stahmann am Freitag, 8. Mai, mit. Insgesamt sind zwölf  Bewohner und ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nach Angaben der Behörde hatte sich das Personal nicht an die entsprechenden Hygienemaßnahmen gehalten. Die Behörde rechnet daher mit einer hohen Anzahl an Folgefällen.

Wie die Sozialbehörde am 8. Mai mitteilte, wurden erhebliche Hygienemängel in Einrichtung festgestellt. Zudem seien die Symptome der Betroffenen nicht sofort beim Gesundheitsamt gemeldet worden. „Damit ist wertvolle Zeit verstrichen, die Ausbreitung frühzeitig einzudämmen“, sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft, ob die Mängel und Versäumnisse in der Einrichtung so gravierend sind, dass ein strafrechtliches Verfahren eingeleitet werden muss. Aufgrund besagter Hygienemängel und der demenziellen Erkrankungen der Bewohner rechnet die Sozialbehörde mit einer hohen Anzahl an Folgefällen.

Nicht an die Maßnahmen gehalten

Die Wohn- und Betreuungsaufsicht (WBA), zuständig für Beratung und Kontrolle in Pflegeeinrichtungen, habe die Einrichtung bereits Anfang April in Gegenwart von Führungskräften präventiv beraten, betonte Senatorin Stahmann. Es seien umfangreiche mündliche und schriftliche Empfehlungen zur Umsetzung hygienischer Schutzmaßnahmen ausgesprochen worden. Daran habe man sich aber nach Angaben der Behörde nicht gehalten. Die Mitarbeitenden wären entgegen den Empfehlungen in der gesamten Einrichtung eingesetzt worden, anstatt in abgegrenzten Wohnbereichen. Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten sich zudem im ganzen Haus und im Garten aufgehalten.

Am gestrigen Donnerstagvormittag (7. Mai) habe das Gesundheitsamt mit Unterstützung des Rettungsdienstes eine Kontrolle durchgeführt. „Insgesamt hatten beide Ärzte einen extrem schlechten Eindruck von der hygienischen Situation in der Einrichtung, teilweise auch vom Zustand der Bewohner“, heißt es in der entsprechenden Anordnung der WBA. Und: „Die bisher erfolgten Personalschulungen zu Basishygienemaßnahmen waren nicht wirkungsvoll.“ Ausreichend Desinfektionsmöglichkeiten würden zudem nicht vorgehalten. Damit sei eine konsequente Umsetzung der Basishygienemaßnahmen nicht möglich. Schließlich werde auch das vorhandene persönliche Schutzmaterial (Masken, Kittel) „nicht sachgerecht“ eingesetzt, heißt es.

WBA verhängt Belegungsstopp und regelmäßige Kontrollen

Unter anderem wird jetzt ein Belegungsstopp verhängt und die Einrichtung verpflichtet, ab Montag, 11. Mai, eine externe Qualitätsbeauftragte einzusetzen. Darüber hinaus hat die WBA bereits gestern angeordnet, „ab sofort sicherzustellen, dass allen Mitarbeitenden … die sogenannten Basishygienemaßnahmen bekannt sind und konsequent einhalten werden“. Das betreffe insbesondere das Pflegepersonal, Reinigungskräfte, Hausmeister, Verwaltungsmitarbeitende und Küchenmitarbeitende. Hygieneschulungen seien ab sofort „täglich durchzuführen, bis alle Mitarbeitenden aller Bereiche (einschließlich Personaldienstleister) geschult sind“. Die Hygieneschulungen müssen neben der Theorie auch praktische Übungen umfassen. Die Durchführung ist zu dokumentieren. Eine Leitungskraft müsse zudem täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen, „schichtübergreifend mindestens acht Stunden täglich“ anwesend sein und zur Verfügung stehen.Darüber hinaus müssen alle Handkontaktflächen in der gesamten Einrichtung ab sofort fünfmal täglich desinfiziert und lückenlos nachweisbar dokumentiert werden.

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