Neustädter Häfen: CDU-Vorstoß stößt auf Kritik

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Der Vorschlag der CDU-Bürgerschaftsfraktion die Neustädter Häfen in einen bewohnbaren Stadtteil umzuwandeln, ist auf Kritik gestoßen, unter anderem bei der SPD und der Handelskammer Bremen. Der Plan neue Wohnräume für 15.000 Menschen zu schaffen sei keine seriöse Baupolitik, so die SPD-Fraktion.
 
Mit dem Bauvorhaben die Neustädter Häfen in ein Wohnareal umzuwandeln, möchte die CDU die Hansestadt als Zentrum des Nordwestens und als ökonomische Stadt stärken. Durch mehr Wohnraum für Mittelständler soll dem Pendleraufkommen entgegengewirkt werden. Die CDU stört, dass viele Berufstätige der Hansestadt an ihrem Wohnort im Umland Steuern bezahlen.
 

Stadtnah, naturnah und modern

Der Wohnungsbau für Menschen aus dem Mittelstand sei lange vergessen worden und viele Familien aus der Stadt weggezogen. Mit dem Plan 15.000 Menschen stadtnah, modern und nah an der Natur unterzubringen, soll versucht werden, die Suburbanisierung des Mittelstandes zu stoppen. Für die Planer sind die Neustädter Häfen ein „Filetstück“. Auf der Industriefläche muss keine Natur geopfert werden, somit gebe es keine Debatte wie bei der Osterholzer Feldmark. Ein Problem für die ansässigen Unternehmen sieht die CDU nicht.
 
Die Umschlagszahlen in den Neustädter Hafen seien in den letzten Jahren insgesamt gesunken, eine Umsiedlung der ansässigen Unternehmen nach Bremerhaven wird vorgeschlagen. Verarbeitende Betriebe, die keinen Kajenanschluss brauchen, könnten in die Industrie- und Gewerbeflächen entlang der Autobahnen umgesiedelt werden, so die CDU.
 

Fertigstellung im Jahr 2035

Eine grobe Preisliste für die neuen Häuser wurde bereits veröffentlicht. Ein Reihenmittelhaus soll knapp 298.000 Euro kosten, eine Doppelhaushälfte 420.000 Euro und ein freistehendes Einzelhaus circa 530.000 Euro. Die CDU plant eine Fertigstellung bis 2035, zuvor müssten noch Straßenbahnanbindungen, Kindertagesstätten und weitere öffentliche Einrichtungen geschaffen werden.
 

Sieling kritisiert Plan der CDU

„Diese Zukunftsvision wird es mit mir nicht geben“, erteilt Bürgermeister Carsten Sieling den Plänen eine klare Absage. Er sieht die Häfen als „zentrale Lebensader“ der bremischen Wirtschaft und diese durch den Vorschlag der CDU bedroht. Er befürchtet die Vernichtung vieler hundert Arbeitsplätze und zahlreicher Unternehmen der Hafenwirtschaft.
 
Der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Bremischen Häfen sollte in Zukunft eine besondere Bedeutung zukommen und diese nicht bedroht werden, erklärt die Senatskanzlei in einer Pressemitteilung. Doch auch in der CDU selbst gibt es nicht nur Zustimmung zu dem Projekt. So kritisierte jüngst Jörg Kastendiek, Landesvorsitzender der CDU, öffentlich die Pläne seiner Partei.
 

Logistikstandort Neustädter Häfen

Auch die Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven lehnt den Plan der CDU strikt ab. Für die Handelskammer steht das Wachstum der Hansestadt außer Frage, jedoch müssten hierbei nicht nur Wohnquartiere, sondern auch Gewerbeflächen ausgewiesen werden.
 
Durch den anstehenden Bau des Wesertunnels erwartet die Handelskammer einen Entwicklungsschub für das komplette Areal. Die Handelskammer sieht in den Neustädter Häfen das Potenzial ein Logistikstandort zu werden und die Grundlage für ein modernes Gewerbegebiet zu bieten.
 

„Wer wohnt, der muss auch Arbeit finden können“

Ähnlich sehen „Die Familienunternehmer“ die Thematik. Ein neuer Wohnraum ist zwar unabdingbar für das Wachstum der Stadt, jedoch sollte die Politik die Wirtschaft bei einer Umwandlung eines aktiven Gewerbegebietes einbeziehen. „Wer wohnt, der muss auch Arbeit finden können. Wir brauchen daher dringend ein größeres Angebot an neuen Gewerbeflächen“, so Peter Bollhagen, Landesvorsitzender des Wirtschaftsverbands „Die Familienunternehmer“. Er befürchtet durch den Verringerung an Gewerbeflächen einen weiteren Abgang von städtischen Unternehmen an das Umland.
 
Bild: So sollen die Neustädter Häfen nach Willen der CDU 2035 aussehen.
Visualisierung von Andreas Schneider Architekten