Neues Mahnmal neben dem Gerhard-Marcks-Haus
Die Auswahlkommission zur Errichtung eines Gedenkortes für die Opfer menschrechtswidriger Brechmittelvergabe hat jetzt eine einstimmige Entscheidung gefällt. Ausgewählt wurde der Entwurf der südafrikanischen Künstlerin Usha Seejarim mit dem Titel „Death by Drowning“.
Das Mahnmal soll auf der leicht abfallenden Bodenfläche neben dem Gerhard-Marcks-Haus errichtet werden und bildet sich aus den Buchstaben für das englische Wort „Force“. Damit verweist Seejarim einerseits auf die mit Gewalt durchgeführte Vergabe von Brechmitteln und die so erzwungenen körperlichen Reaktionen, anderseits erweitert sie diesen Sinnzusammenhang auf aktuelle Diskurse über Polizeigewalt und Anti-Schwarzen-Rassismus. Die Buchstaben des Wortes „Force“ gestaltete Usha Seejarim als liegende, skulpturale Formen, die mit ihrer silberglänzenden Oberfläche und dynamischen Gestaltung am Eingang des Ostertors Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollen. Zwar ist die Skulptur zum Sitzen konzipiert, bietet aber bewußt nicht allzu viel Bequemlichkeit: Die metallische Oberfläche wird im Winter kalt und im Sommer heiß sein und auf das klinisch-sterile Umfeld verweisen, in dem das Brechmittel verabreicht wurde.
Zum Hintergrund
Der Gedenkort an der Westseite des Gerhard-Marcks-Hauses soll an die Zeit der Brechmittelvergabe in Bremen von 1991 bis 2005 erinnern sowie an die vielen Betroffenen dieser Zwangsmaßnahme. Insbesondere soll Laye-Alama Condés gedacht werden, der am 7. Januar 2005 an den Folgen dieser mittlerweile verbotenen Praxis verstarb. Diese wurde 2006 durch den Europäischen Menschengerichtshof als Foltermethode eingestuft. Der Ort des Gedenkens soll zugleich ein Ort der Mahnung an Politik und Gesellschaft sein, die Verhältnismäßigkeit staatlicher Maßnahmen stets kritisch zu hinterfragen. Bevor der Entwurf abschließend umgesetzt wird, muss die Kulturdeputation beschließen – voraussichtlich am 6. Dezember. Die Kosten für das Mahnmal werden nach aktuellen Marktpreisen auf 60.000 Euro beziffert.
Bild: Das Mahnmal bildet aus in den Boden eingelassenen Buchstaben das Wort „Force“. Bildquelle: Usha Seejarim
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