Massiver Fachkräfte-Mangel in Bremens Gastronomie

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Auf die Corona-Krise folgt die Fachkräfte-Krise: Nach monatelangen Lockdowns können Bremens Hotels und Gaststätten unter Auflagen wieder öffnen – finden aber häufig kein Personal mehr, das die Gäste bedient. Denn jeder achte Beschäftigte hat die Branche binnen nur eines Jahres verlassen!

„Das Gastgewerbe blutet seit Beginn der Pandemie personell aus. Dringend gebrauchte qualifizierte Kräfte sind in andere Branchen abgewandert“, konstatiert Iris Münkel von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Nach Angaben der Arbeitsagentur haben in Bremen allein zwischen Juni 2019 und Juni 2020 rund 1.660 Beschäftigte das Gastgewerbe verlassen – das ist jeder achte Arbeitnehmer (minus 12 Prozent). Angesichts weiterer Lockdowns dürfte sich der Fachkräftemangel seit dem Herbst bis heute nochmals zugespitzt haben, warnt die Gewerkschaft.
„Wenn die Branche nicht rasch gegensteuert, könnte der von vielen Menschen lang ersehnte Urlaub oder Restaurantbesuch am Personalmangel scheitern“, so Münkel.

Keine rosigen Arbeitsbedingungen

Die Gewerkschaftssekretärin der NGG-Region Bremen-Weser-Elbe macht für die Situation insbesondere die Einkommenseinbußen durch das Kurzarbeitergeld verantwortlich. Wegen der niedrigen Löhne im Hotel- und Gaststättengewerbe kämen die Beschäftigten selbst mit 80 Prozent des Kurzarbeitergeldes, das ab dem siebten Bezugsmonat gezahlt werde, nicht über die Runden – und seien dazu gezwungen, sich beruflich umzuorientieren. Eine gelernte Köchin kommt nach NGG-Angaben in Bremen lediglich auf einen Verdienst von 12,21 Euro pro Stunde. Ungelernte Kräfte lägen bei einem Stundenlohn von 10,14 Euro. Selbst der gesetzliche Mindestlohn, der in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres auf 10,45 Euro steigt, würde die Bremer Hotel- und Gastro-Branche überholen.

Weg vom Mindestlohn-Image

„Schon vor Corona waren die Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe alles andere als rosig. Die Betriebe haben es versäumt, die Arbeit attraktiver zu machen. Das rächt sich jetzt“, so Münkel. Nach Beobachtung der Gewerkschafterin sei ein Großteil des Personals in den Lebensmitteleinzelhandel, zu Drogerie-Ketten oder in die Lieferbranche abgewandert. „Die Menschen wieder für die Arbeit in der Küche oder an der Rezeption zu gewinnen, ist eine Mammutaufgabe – und kann nur durch armutsfeste Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gelingen“, ist Münkel überzeugt.
Das Gastgewerbe müsse das Mindestlohn-Image überwinden, um für Schulabgänger und Fachleute attraktiv zu sein. Mit Blick auf die Sommersaison habe zugleich der Schutz der Beschäftigten vor Infektionen höchste Priorität. „Wirte und Hoteliers müssen erkennen, dass die Mitarbeiter im Dienstleistungsbereich das höchste Gut sind – und sie auch so behandeln und bezahlen“, so Münkel abschließend.

Anzeige
Anzeige
Anzeige
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert