Kohfeldt bleibt – Lehren aus der vergeigten Werder-Saison

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Am Freitag stellte die Creme de la Creme der Führungsebene von Werder Bremen in einer Pressekonferenz die Lehren aus der abgelaufenen Bundesliga-Saison vor. Dass Trainer Florian Kohfeldt bleibt, war bereits gestern bekannt. Allerdings gab es Einblicke in die Analyse sowie die Schlussfolgerungen der desaströsen Saison. Zudem wird wohl Milot Rashica Bremen bald verlassen – wenn der Preis stimmt. Trainer Florian Kohfeldt äußerte sich selbstkritisch und sprach davon, dass zu viel Ehrgeiz geschadet habe.

Über eine Stunde und 40 Minuten sprachen Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald, Vorstandsvorsitzender Klaus Filbry, Aufsichtsratschef Marco Bode, Geschäftsführer Sport Frank Baumann und Trainer Florian Kohfeldt über die verkorkste abgelaufene Saison – und was sich in der kommenden ändern werde. Das Ziel der Saison habe Europa gelautet, sagte Frank Baumann, „das hohe Ziel haben wir absolut verfehlt.“ Er sagte, dass er kein Problem damit habe, Fehler öffentlich zu äußern. Das schlechte Abschneiden habe unter anderem auch an der hohen Verletzungsquote gelegen. „Die Verletzungsseuche war eins unserer Hauptprobleme“, so Baumann. Im Schnitt lägen die Ausfalltage in der Bundesliga bei 742, bei Werder habe es in dieser Saison 2.000 Ausfalltage gegeben. In den ersten beiden Dritteln der Saison sei man nicht wettbewerbsfähig gewesen: „Wir mussten auf bis zu 12 wichtige Spieler verzichten.“ Das „Nachlegen“ während eines Spiels sei so nicht mehr möglich gewesen. Ein weiteres Problem: „Wir waren zu ambitioniert und zu ehrgeizig.“ Das habe Probleme geschaffen.

Kohfeldts Selbstkritik

In diese Kerbe schlug auch Trainer Florian Kohfeldt, der sich reumütig gab. Er hätte es sich nie verziehen, so Kohfeldt, wenn er der Trainer gewesen wäre, mit dem Werder nach 40 Jahren absteigt, sagt er. „Ich habe viele Fehler gemacht.“ Kohfeldt bringt drei Hauptpunkte an, die für den Misserfolg verantwortlich seien. Zum einen habe seine eigene überehrgeizige Trainingssteuerung für eine Überbelastung der Spieler gesorgt. Im vergangenen Jahr habe man in der Saisonvorbereitung eine Woche allgemeine Athletik trainiert, bevor man ins Fußballtraining gegangen sei, so Kohfeldt. „Diesen Block wird es im neuen Jahr mit Sicherheit nicht mehr geben.“ Auch der Faktor Regeneration werde eine stärkere Berücksichtigung finden. Zum zweiten habe der „Staff“, „das Team um das Team“ mit persönlichen Unstimmigkeiten für Unruhe gesorgt, die ihn von seiner Arbeit abgelenkt habe. Der „Staff“ soll nun wohl umgebaut werden, allerding blieb unklar, was das genau personell bedeuten soll.

Ein fehlendes Korrektiv

Zum Dritten sei das rein Fußballerische für die verhagelte Saison verantwortlich, konkret lebe die Mannschaft von Werder Bremen davon, taktisch flexibel, nicht ausrechenbar zu sein. Auch bei den Abschlüssen habe man nicht die volle Leistung abrufen können. Sowohl Frank Baumann als auch Florian Kohfeldt äußerten, dass ein „Korrektiv“, wie es Führungsspieler Max Kruse gewesen war, gefehlt habe. „Ich bin nach wie vor ein junger Trainer und es ist sehr, sehr wichtig, dass ich eine Beziehung zu den Spielern schaffe, dass sie sich trauen, offen, klar, kritisch mit mir zu reden, das tue ich auch.“ Das kritische Wort eines führungsstarken Spielers habe in dieser Saison manchmal gefehlt. Zugedacht war diese Rolle Niclas Füllkrug und Kevin Möhwald. In der kommenden Saison werde auf diesen Aspekt ein stärkeres Augenmerk gelegt, so Kohfeldt.

Von der Mannschaft nie infrage gestellt

Kohfeldt bedankte sich bei der Mannschaft, dass sie ihn bis zuletzt nicht infrage gestellt habe. Auch den Werder-Offiziellen, die immer hinter ihm gestanden hätten, galt sein Dank. Doch auch aus der Bevölkerung habe es aufmunternde Worte und auch Blumen gegeben. Sowohl Frank Baumann als auch Marco Bode als Aufsichtsratsvorsitzender bestätigten, dass es sowohl intern als auch im Aufsichtsrat keine Zweifel an Kohfeldts Fähigkeiten gegeben habe.

Finanzielle Auswirkungen

„Die Corona-Auswirkungen werden uns auch in Zukunft begleiten, weil sie einfach auch noch nicht vorbei sind“, sagte derweil der Vorstandsvorsitzende Klaus Filbry. Zwar plane der Verein bald mit einem teilbesetzten Stadion zu spielen, „doch wie und wann kann noch keiner sagen.“ Finanziell muss der Verein aufgrund der Coronakrise in der abgelaufenen bzw. der kommenden Saison mit Mindereinnahmen von 30 Millionen Euro klarkommen. Grund sind der eingebrochene Ticketverkauf, geringere mediale Einnahmen sowie in gringerem Maße auch das Wegbrechen von Sponsoren. Werder hat bereits ein KfW-Darlehen beantragt. Darüber hinaus gelten mit dem nun geschafften Klassenerhalt für Werder zwei Kaufverpflichtungen für Ömer Toprak und Leonardo Bittencourt, die mit elf Millionen Euro zu Buche schlagen. Werder-Präsident Hess-Grunewald ging kurz darauf ein, dass man die Kritik an der Aktion „Kurvenheld“, mit der man Karteninhaber überzeugen wollte, auf eine Rückzahlung des Ticketpreises zu verzichten, zur Kenntnis genommen habe. Klaus Filbry stellte bereits in Aussicht, dass es in der kommenden Saison keine Ticketpreiserhöhung geben werde, auch die Mehrwertsteuer von 16 Prozent werde korrekt abgerechnet. Wann allerdings mit einer (geringeren) Zuschauerbeteiligung gespielt werden könne, sei noch offen.

Milot Rashica steht zum Verkauf

Derweil verkauft wird aller Voraussicht nach Milot Rashica, der selbst gern den Verein wechseln möchte. Schon vor einigen Monaten waren der Spieler und sein Berater nach Aussage von Frank Baumann auf Werder zugekommen, da sich Milot bereit sehe für den nächsten Schritt. Man sei mit einem Club im Austausch, sagt Frank Baumann, aber auch weitere Vereine der Liga und aus dem Ausland hätten Interesse an dem Werder-Stürner signalisiert. „Wir werden ihn nicht unter Wert verkaufen“, so Baumann.

Das Fazit

Zusammengefasst: Weniger schädlicher Überehrgeiz, coronabedingt maßvoller Geldeinsatz, der Aufbau von Führungsspielern als Korrektiv sowie Veränderungen im Team ums Team, so lassen sich die Lehren für die kommende Saison wohl in aller Kürze zusammenfassen.  Wird so in der kommenden Saison alles gut? „Ich kann nicht versprechen, dass nächste Saison alles super laufen wird.“ So könne es sein, dass nicht jeder Transfer funktioniere, Verletzungen auftreten könnten und man auch Gegentore kassiere. Allerdings: „Was wir aber versprechen können, ist, dass wir aus dieser Saison sehr sehr viel gelernt haben, dass wir alles für diesen Verein geben und dann lassen wir uns auch gern an unseren Möglichkeiten messen“, so Baumann. Das klingt nach einer Ansage.

 

Foto oben: Florian Kohfeldt bleibt Trainer von Werder Bremen

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