Gewalt gegen Frauen steigt deutlich an – Bremen reagiert

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Laut Bundeslagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“, das am 19. November in Berlin präsentiert wurde, steigt die Gewalt gegen Frauen und Mädchen stark an. Deshalb appellierte Bremens Frauensenatorin Claudia Bernhard am gleichen Tag an die Bundestagsabgeordneten, das nun eingebrachte Gewalthilfegesetzt schnell zu verabschieden. Zudem hat die Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) eine Initiative gestartet, um das Angebot der Beratungs- und Hilfseinrichtungen zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Bremen und Bremerhaven bekannter zu machen.

Aus dem am 19. November von den Bundesministerinnen für Frauen und Inneres, Lisa Paus und Nancy Faeser, und dem Vizepräsidenten des Bundeskriminalamts, Michael Kretschmer, vorgestellten Lagebild geht hervor, dass die registrierten Straftaten, die sich spezifisch gegen Frauen richten, in Deutschland zunehmen.

So stieg die Zahl weiblicher Opfer von Häuslicher Gewalt 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent auf 180.715 an. 52.330 Frauen und Mädchen waren Opfer von Sexualstraftaten – 6,2 Prozent mehr als 2022. Von digitaler Gewalt waren 17.193 Frauen betroffen – ein Anstieg um 25 Prozent.

„Das umfassende Bild des ersten Lagebildes ‚Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten‘ ist erschreckend“, sagt dazu Frauensenatorin Claudia Bernhard. Es zeige die allgegenwärtige Gewalt auf, die Frauen erleben, weil sie Frauen sind.

„Um so dringlicher ist es, dass das nun von Bundesministerin Lisa Paus eingebrachte Gewalthilfegesetz schnell umgesetzt wird. Da sich ein parteiübergreifender Konsens abzeichnet, fordere ich die Bundestagsabgeordneten auf, diese Chance zu nutzen und das Gesetz noch vor der kommenden Bundestagswahl zu verabschieden“, so die Senatorin in ihrem Appell

Die vorgestellten Zahlen hätten zudem verdeutlicht, dass es eine auskömmliche Finanzierung der Frauenhäuser, Schutzeinrichtungen und Beratungsstellen durch den Bund dringend benötigt werde.

Mit dem Gewalthilfegesetz wollen Bund, Länder und Kommunen eine rechtliche und finanzielle Grundlage schaffen, die allen Betroffenen häuslicher Gewalt flächendeckend, niedrigschwellig und vor allem kostenfrei Schutz und Unterstützung garantiert.

Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, appelliert für eine schnelle Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes. (Foto: Senatspressestelle)

Initiative unter dem Motto „Auswege finden!“ gestartet

Um Frauen besser vor Hassbotschaften im Netz und digitaler Gewalt zu schützen, veranstaltet die Senatorin im Rahmen der Umsetzung des Bremer Landesaktionsplans Istanbul-Konvention im Januar 2025 eine Fortbildung für die Mitarbeiter der Beratungsstellen im Land Bremen.

Damit die Beratungsstellen und Hilfseinrichtungen zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Bremen und Bremerhaven weiter in die Öffentlichkeit gerückt werden, hat die die Bremer Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) nun unter dem Motto „Auswege finden!“ eine Initiative gestartet.

So weisen Plakate, Aufkleber, Flyer und Monitoren in Bremen jetzt auf das Online-Portal www.gewaltgegenfrauen.bremen.de hin. Dort sind Kontakte zu den Hilfs- und Beratungsangeboten in den Städten Bremen und Bremerhaven übersichtlich aufgeführt

Online-Wegweiser zu den Hilfs- und Beratungsangeboten im Land Bremen

Abhängig von der Gewaltform, bestehen im Land Bremen spezifisch auf die Bedarfe der Betroffenen zugeschnittene Angebote. Das Online-Portal ordnet deshalb Informationen und Kontakte den unterschiedlichen Gewaltformen zu. Hierzu zählen beispielsweise häusliche und sexualisierte Gewalt, sexuelle Belästigung, digitale Gewalt, Stalking oder Zwangsprostitution.

Unterteilt sind die Angebote zudem nach den Städten Bremen und Bremerhaven sowie nach der jeweiligen Zielgruppe. So gibt es Angebote für Erwachsene und Angebote speziell für Kinder oder Jugendliche sowie Erziehungsberechtigte.

Informationen liefert der Online-Wegweiser in den Sprachen Englisch, Französisch, Russisch, Türkisch, Kurdisch, Arabisch und Farsi, den Verweis auf ein bundesweites Hilfsangebot auch in Gebärdensprache.

Unternehmen, Organisationen, Behörden und Einrichtungen unterstützen

Zu den über 50 Unterstützern gehören auch Wohnungsunternehmen wie die Gewoba und Brebau, die Polizei, Behörden, Bildungsträger, Praxen, Bibliotheken, Kultureinrichtungen, Geschäfte und Einkaufszentren sowie ein Fußballclub und Medienhaus.

Bernd Botzenhardt, Vorsitzender Geschäftsführer der Brebau: „Mit unserer Beteiligung an der Initiative setzen wir ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen und übernehmen Verantwortung.“

Als Wohnungsunternehmen habe man die Möglichkeit viele Menschen in ihrem direkten Wohnumfeld zum Thema zu sensibilisieren und auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen.

„Thema leider immer noch schambehaftet“

Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte von Bremen: „Durch die vielfältige Unterstützung unserer Initiative können wir die Menschen an den Orten erreichen, wo sie sich in ihrem Alltag häufig aufhalten und über das breite Hilfsangebot im Land Bremen informieren.“

Von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen falle es häufig schwer, sich Hilfe zu holen. „Zum einen, weil in vielen Fällen eine persönliche Beziehung zum Täter besteht, zum anderen, weil das Thema leider immer noch schambehaftet ist.

Mit der breiten Unterstützung und der Sichtbarmachung des Themas wollen wir deshalb auch verdeutlichen, dass Gewalt gegen Frauen ein strukturelles Problem ist und keine Privatsache.“

Erschreckend hohe Fallzahlen und großes Dunkelfeld auch in Bremen

Jährlich werden über die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) die abschließend bearbeiteten Fälle von Partnerschaftsgewalt sowie von Vergewaltigungen und sexueller Nötigung/Übergriffen veröffentlicht.

Zwar sei diese Polizeistatistik laut Wilhelm eine Richtschnur, allerdings würden die Zahlen nicht das gesamte Ausmaß erfassen, da viele betroffene Mädchen und Frauen keine Anzeige erstattet.

So ermittelt der erste Periodische Sicherheitsbericht für das Land Bremen aus dem Jahr 2024 bei Sexualdelikten eine Anzeigenquote von lediglich 2,5 Prozent.

Zu Partnerschaftsgewalt wurden im Jahr 2023 im Land Bremen 2.611 Fälle erfasst. Damit kam es zu einem Anstieg zum Vorjahr (1.925 Fälle) um rund 36 Prozent. Ein erheblicher Anstieg der dem Senator für Inneres zufolge auf einen erhöhen Personaleinsatz zurückzuführen sei, durch den mehr Fälle abschließend bearbeitet werden konnten.

Im Jahr 2023 wurden 189 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung/Übergriffe verzeichnet – ein Anstieg von einem Prozent zum Jahr 2022 (187 Fälle).

Zudem gab es von 2019 bis 2023 im Land Bremen neun Tötungsdelikte an Frauen, die von ihren (Ex-) Partnern begangen wurden. Hinzu kommen acht versuchte Tötungsdelikte.

 

Bild ganz oben: Brebau-Geschäftsführer Bernd Botzenhardt und Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm vor einem der Brebau-Schaukästen, in denen Plakate in diesen Tagen auf die Website www.gewaltgegenfrauen.bremen.de hinweisen.

Foto: ZGF

 

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