Bremer Rathaus als „Ort der Demokratiegeschichte“ ausgewählt

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Am Bremer Rathaus prangt seit dem 15. November die Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“. Mit ihr soll daran erinnert werden, dass der Arbeiter- und Soldatenrat am 15. November 1918 hier vom Balkon aus die Machtübernahme verkündete.

Kleiner Geschichtsexkurs: In der Endphase des ersten Weltkrieges begannen kriegsmüde deutsche Soldaten und Arbeiter gegen die kaiserliche Obrigkeit zu revoltieren.

Auf den Befehl zum Auslaufen der Flotte gegen England, der am 24. Oktober 1918 erteilt wurde, reagierten die Matrosen in Wilhelmshaven am 30. Oktober mit einer Meuterei. Danach griff der Aufstand der Matrosen wie ein Lauffeuer auch auf die anderen Küstenstädte über. Zur gleichen Zeit entstanden Soldaten- und Arbeiterräte, durch die sich die „Novemberrevolution“ auf das gesamte Deutsche Reich ausweitete.

Am 9. November 2018 erreichte die Revolution schließlich die Reichshauptstadt, wo sich gegen Mittag, nach weitestgehend friedlichen Protesten, der Sieg der revolutionären Bewegung abzeichnete.

Reichskanzler Max von Baden, der den gesamten Vormittag damit zugebracht hatte, Kaiser Wilhelm II. zur Abdankung zu drängen, gab an besagtem Tag um 12 Uhr – zwei Stunden bevor eine offizielle Erklärung in der Reichskanzlei eintraf – eigenmächtig den Thronverzicht des Kaisers bekannt.

Wie es auf der Seite des Bundestags zur Novemberrevolution heißt, entschloss sich der Kaiser schlussendlich ins Exil zu gehen. „Mit dem Grenzübertritt Kaiser Wilhelms II. am frühen Morgen des 10. November 1918 ist das Ende der Monarchie in Deutschland besiegelt.“

Die Novemberrevolution in Bremen

In Bremen begann die Geschichte der Novemberrevolution neun Tage vor der Machtübernahme durch die Räte: Nach dem Kieler Matrosenaufstand vom 3. November erfuhren Bremer Soldaten am 6. November 1918, dass ein Zug mit Matrosen, die wegen ihrer Beteiligung am Aufstand gefangen genommenen worden waren, im Bremer Hauptbahnhof stehen solle.

Nachdem sich in Bremen ein Soldatenrat zusammengefunden hatte, wurde der Beschluss gefasst, die Kameraden aus dem Zug zu befreien. Einem Beschluss dem sich auch die Werftarbeiter anschlossen. Bereits am Folgetag fanden Betriebswahlen zu einem Arbeiterrat statt.

Nur eine Woche später war der vereinte Arbeiter- und Soldatenrat das höchste Organ der Hansestadt; Senat und Bürgerschaft wurden aufgelöst.

Novemberrevolution 1918 am Bremer Rathaus. Foto: Staatsarchiv Bremen

Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“am Bremer Rathaus

Am 15. November 1918 wurde vom Balkon des Alten Rathauses in Bremen die Machtübernahme durch den Arbeiter- und Soldatenrat verkündet. Trotz der gewalttätigen Auseinandersetzungen um die Bremer Räterepublik im Februar 1919 hat die Novemberrevolution 1918 heute wichtigen Errungenschaften den Weg geebnet, insbesondere dem Frauenwahlrecht. Seit der Novemberrevolution wird die Bürgerschaft von allen Bremerinnen und Bremen nach dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht gewählt. Die parlamentarische Mehrparteiendemokratie mit Gewaltenteilung setze sich durch.

Deshalb hat die „Stiftung Orte der Deutschen Demokratiegeschichte“ dem Bremer Rathaus nun die Plakette verliehen, die nun neben dem Eingang mit den Reiterstandbildern zu finden ist.

Enthüllt wurde sie am 15. November von Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Markus Lang von der Stiftung.

„Ich freue mich sehr über diese Wahl. Das Bremer Rathaus ist seit Jahrhunderten ein republikanischer Ort, der Ort bürgerschaftlicher Autonomie und Selbstbestimmung. Es seht dafür, dass Demokratie nicht vom Himmel fällt, sondern erstritten und manchmal erkämpft werden muss. Demokratie wächst von unten,“ betonte bei diesem Anlass der Bürgermeister.

Die umfassende Begründung zur Verleihung der Plakette „Ort der Demokratie“ für das Rathaus findet sich unter www.demokratie-geschichte.de.

 

Bild ganz oben: Bürgermeister Bovenschulte und Markus Lang von der „Stiftung Orte der Deutschen Demokratiegeschichte“ bei der Enthüllung der Plakette am Rathaus

Foto: Senatspressestelle

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