Bremen und deutschlandweit: Notfallmanagement auf Festivals – Crowdmanagement beginnt bei den Gästen selbst

Hurricance, Lollapalooza, Wacken oder Rock am Ring bis zu kleineren Events wie dem Weinfest in Bremen ­– Sommerzeit ist Festivalzeit. Ein Festival zu besuchen, ist für viele Menschen ein besonderes Erlebnis. Doch angesichts der klimatischen Veränderungen mit massiv steigenden Temperaturen und oftmals extremen Unwettern als auch sozioökonomischen Entwicklungen in diesem Land werden die Herausforderungen an die Sicherheit für ohnehin unter finanziellem Druck stehende Veranstalter deutlich höher.

Damit das Festival-Erlebnis für alle unvergessen und ohne Zwischenfälle bleibt, setzen Veranstalter beim Crowdmanagement auf umfassende Sicherheitskonzepte, die modernste Technik, gut durchdachte Abläufe und eine enge Zusammenarbeit mit Polizei, Sicherheitskräften und Rettungsdiensten kombinieren. „Um Sicherheit auf Festivals zu gewährleisten, müssen alle Akteure daran mitarbeiten – auch Besucher können ihren Beitrag dazu leisten“, erklärt Gandhi Gabriel, Sicherheitsexperte und Geschäftsführer der SSB – Sicherheit, Service, Beratung GmbH.

Grundlage für den Schutz jedes Events bilde ein umfassendes Sicherheitskonzept. Bei Großveranstaltungen mit über 5.000 Teilnehmenden oder bei Events mit einem besonderen Gefährdungspotenzial sei dies sogar nach §43 der Versammlungsstättenverordnungen gesetzlich erforderlich. Darin werde im Vorfeld auch genau festgelegt, was Besucher auf das Gelände mitnehmen dürfen. „Trotz ausführlicher Hinweise auf die jeweils geltende Hausordnung – sei es digital oder analog über entsprechende Beschilderungen –, kommt es hier immer wieder zu Verstößen“, weiß Gandhi Gabriel. „Bei den Eingangskontrollen sortieren wir auch schon mal Stockschirme und Parfümflaschen aus.“ Um sich selbst und andere zu schützen, sollten sich Besucher im Vorfeld genau informieren und clever packen.

Überblick verschaffen

Zu einer sicheren Veranstaltung gehöre auch ein Geländeplan, der genau definiert, wo Ein- und Ausgänge, Bühnen und Zelte, Toiletten, Verpflegungsstände sowie Flucht- und Rettungswege verortet sind. Zugleich sorge eine gezielte Positionierung von Umzäunungen und Absperrungen für eine optimale Steuerung der Besuchermassen. „Bei größeren Festivals gibt es in aller Regel einen Lageplan für das Publikum, denn auf einem riesigen Gelände kann es schnell passieren, dass Teilnehmer die Übersicht verlieren“, erläutert der Sicherheitsexperte. „Bei ihrer Ankunft sollten sich Besucher immer erst orientieren und vor allem einmal überprüfen, wo sich Fluchtwege, Presseinformation Notausgänge und Sanitätsstationen befinden. Denn dieses Wissen kann im Ernstfall Leben retten.“

Richtige Platzierung

Auch wenn alle Vorkehrungen für die sichere Durchführung eines Festivals getroffen sind, gebe es immer Bereiche, die stärker frequentiert werden und somit mehr Gefahrenpotenzial bergen. „Viele Fans wollen ihre Stars hautnah erleben und platzieren sich am liebsten direkt vor dem Bühnengraben“, weiß Gandhi Gabriel. „Aber genau hier kann es bei einer Panik gefährlich werden: Wenn von hinten Druck kommt, fehlt es an Ausweichmöglichkeiten und die Barrieren wirken wie Wände. Für entspanntes Feiern empfiehlt es sich also, sich etwas weiter ins Abseits zu stellen.“

Hurricane Scheessel – hohe Anforderungen ans Crowd-Management

Ansprechpartner finden

Sicherheitskräfte sind bei Festivals nicht nur für die Einlass- und Taschenkontrolle verantwortlich. Tatsächlich bewachen sie auch die Notausgänge, platzieren sich im Backstage-Bereich und am Bühnengraben und machen Streifengänge über das Gelände. „Auf größeren Veranstaltungen sind in der Regel alle Einsatzkräfte von Polizei, Sicherheits-, Ordnungs- und Rettungsdiensten miteinander über Funk verbunden“, erklärt Gandhi Gabriel. „Das bedeutet auch, dass Besucher in jedem von ihnen einen Ansprechpartner finden, der wiederum die benötigten Kollegen unmittelbar verständigen kann.“

Richtig reagieren

Komme es einmal zu Tumulten oder gewalttätigen Auseinandersetzungen, könne das Handeln jedes Einzelnen entscheidend sein. „Statt den Helden zu spielen, sollten Besucher immer Abstand zu brenzligen Situationen wahren und jemanden von der Crew verständigen“, mahnt Gandhi Gabriel. „Allen Ansagen des eingesetzten Sicherheitspersonals ist grundsätzlich Folge zu leisten, um jegliche Gefahren zu minimieren. Bei einer Geländeräumung aufgrund von Unwetter zählt beispielsweise jede Minute. Für die Pfandabgabe ist da keine Zeit mehr.“

Reifeprüfung

Musik kennt kein Alter. Umfragen zeigen, dass mittlerweile viele Jugendliche ab 14 Jahren, aber auch ältere Menschen ab 70 Jahren gerne in den Genuss musikalischer Veranstaltungen kommen. „In Begleitung eines Erwachsenen ist es auch schon jüngeren Kindern möglich, an Festivals teilzunehmen“, erläutert Gandhi Gabriel. „Die Frage ist jedoch, ob das immer eine gute Idee ist. Neben Gedränge in Menschenmengen und anderen Gefahren wird häufig unterschätzt, dass Kinderohren sehr empfindlich auf Lautstärke reagieren. Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, sollten sich Eltern im Vorfeld genau über die Veranstaltung informieren und im Zweifelsfall lieber noch ein Jahr warten.“

+++

((Beitragsbild oben: Gandhi Gabriel, Sicherheitsexperte und Geschäftsführer der SSB – Sicherheit, Service, Beratung GmbH))

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert