„Bremen Tattoo 2025“ – Internationale Musikschau – impulsiv, zeitgemäß und hochklassig
Am 18. und 19. Januar 2025 ging die Musikshow „Bremen Tattoo“ in die inzwischen sechste Runde. Mehr als 700 Protagonisten aus zehn Nationen präsentierten in der Bremer ÖVB-Arena eine beeindruckende Musikshow mitsamt choreografierten Marching-Performances, Gesang und Special-Acts. Mit dabei waren Akteure der Künstlergruppe Stelzen-Art.
Als direkte Nachfolge der einstigen Musikschau der Nationen wurde das Event dem Zeitgeist entsprechend modernisiert und bereits vor Jahren umbenannt. Und nein, Tattoo leitet sich in diesem Sinne nicht von der Tätowierung ab, steht stattdessen vom Niederländischen „tap toe“ abgeleitet für den von Musik begleiteten Zapfenstreich. Der „musikalische Zapfenstreich“ mit strahlenden Blasinstrumenten, Drums, Chören, Tänzern und Solisten sollte sich erneut als Publikumsmagnet erweisen.
Trendig maritim mit Chor gestartet
Den Einstieg machte die Polizeimusik Bremerhaven mit „Also sprach Zarathustra“, die danach gemeinsam mit dem Original Marinechor „Blaue Jungs aus Bremerhaven“ ohne lange zu fackeln zeigte, dass der Staub der Vergangenheit endgültig abgeschüttelt ist. So wurden die Zuschauer mit Achim Reichels Seefahrerhit „Aloha Heja He“ zum Mitsingen und Mitklatschen animiert, gefolgt von der „Kaperfahrt“ aus dem Repertoire von Santiano und „Was für eine geile Zeit“, bekannt von Ben Zucker.
Beeindruckend war die daraufhin folgende Darbietung des Militärorchesters des Verteidigungsministeriums der Ukraine (Kiew). Dass die Formation mit dem traditionellen „Muss i denn zum Städtele hinaus“ einlief, hätte als bittere Anspielung auf die aktuellen Realitäten in ihrer Heimat verstanden werden können. Allerdings war das Parkett verbindend. Vielmehr stand bei der Bremen Tattoo die musikalische Leistung im Foklus. Das vermittelte das Marching-Corps beispielsweise mit dem Song „Ein ehrenwertes Haus“ von Udo Jürgens. Die Musiker spielten auf höchstem Niveau und unterhielten die Gäste mit einer effektvollen Performance. So unter anderem beim feuersprühenden Spiel auf extra präparierten Schleifsteinen.
Klassiker mit Eleganz und minutiöser Abstimmung
Nochmals getoppt wurde das Niveau von der niederländischen Show- und Marching Band DVS aus Katwijk. Kein Wunder, immerhin sind sie Weltmeister. So zelebrierten sie in ihrem Slot beispielsweise Maurice Ravels‘ „Bolero“ und orchestrierten darüber hinaus eine bunte Zusammenstellung traditioneller Stücke mit nicht selten komplexen lateinamerikanischen Rhythmen. Dabei bewegten sich die Musiker ebenso elegant wie minutiös abgestimmt über den marschierenden Parcours. Die ebenfalls aus den Niederlanden stammende Show- und Marchingband K&G fackelte wenig später gleichsam ein Feuerwerk der Emotionen ab, lieferte zackige Rhythmen als auch gefühlvoll kontrastierende Klänge, von denen sich die Gäste verzaubern ließen. Ihren Leiter hatte das Ensemble übrigens auf einem Teppich in die Halle getragen.
Und ja, es wurde auch Walzerschritt getanzt
Typisch britisch und dennoch ohne Understatement präsentierte sich die „Brentwood Imperial Band“ als Abordnung des British Empire aus Essex in Großbritannien. „Come on Eileen“ von den Dexys Midnight Runners, war nicht nur der Eröffnungstitel, sondern zugleich ein echter Stimmungsgarant. Dass der Auftritt mit Pickelhaube und typischer Uniformierung stattfand, war lediglich einer von zahlreichen Momenten, in denen Tradition und Moderne eine gekonnte Symbiose eingingen.
Die Österreicher ließen es sich anschließend glücklicherweise nicht nehmen, das Thema „An der schönen blauen Donau“ charmant und nicht minder pompös zu interpretieren. Da durfte auch der Walzerschritt nicht fehlen, wobei das Publikum auf die Tänzer mit einhelligem Schunkeln reagierte. Sie zeigten sich traditionsbewusst, durchaus krachledern und mit landestypischen Instrumenten wie der Steirischen.
Komplexe Choreografien für den visuellen Blickfang
Dass die Ensembles neben der mitreißenden Musik mit komplexen, ineinander verwobenen Choreografien wie sich durchquerenden Reihen oder formierten Sternenbildern immer auch etwas fürs Auge boten, gehört zu den bedeutsamen Teilen der Inszenierung, wegen derer die Bremen Tattoo derart viele Zuschauer in ihren Bann zieht. Etwa die Buhos Marching Band aus Mexiko sorgte für feurige Stimmung, indes die Frauen in weiten Kleidern das Schlagen von Schmetterlingsflügeln adaptierten und die Männer mit weiten Hüten auftraten.
Fernöstlich kapriziös mit Assoziationen an das Land der aufgehenden Sonne wurden es mit dem Auftritt der Official Wind Band of Shijiazhuang aus China. Sinnbildlich für das Glück im neuen Jahr traten sie mit zwei als Löwen kostümierten Tänzern auf, schwenkten Flaggen mit Drachen, dann wiederum wurden schlangenartige Drachen auf Stäben durch die Luft bewegt.
Die musikalische Welt in Bremen versammelt
Wie von vielen erwünscht und erwartet, ließen die International Masses Pipes and Drums and Dancers aus Schottland ihre Great Highland Pipes erschallen. Immerhin etwa 120 Dudelsäcke, gespielt im landestypischen Kilt. Der Sound der Highlands schien geradezu authentisch in die Bremer ÖVB-Arena einzukehren. Nicht zuletzt war das die Überleitung für das Finale. Wie in den Jahren zuvor fieberten alle auf dieses Highlight hin. Gerade in der versammelten Vielfalt lag die visuelle Pracht.
Als ein Dudelsackspieler das Szenario mit „Amazing Grace“ einleitete, daraufhin „An der Nordseeküste“ von allen gemeinsam intoniert wurde und schlussendlich der Klassiker „Wo die Weser einen großen Bogen macht“ ertönte, war diese bunte Mischung einmal mehr Ausdruck der genreübergreifenden Bandbreite, die das Event im neuen Gewand seinen Fans zu bieten imstande ist. Das bleibende Gefühl war für viele, die gesamte musikalische Welt habe sich in Bremen versammelt.
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