„Blind Date“ im Bremer Rathaus – 160 Bremer und Bremerinnen sprechen über Diskriminierung

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Zum 4. Mal haben sich am 13. November im Format „Café der Begegnung“ 160 Bremerinnen und Bremer in der oberen Rathaushalle zusammengefunden und gemeinsam über ihre Erfahrungen mit dem Thema Diskriminierung gesprochen. An jedem der Tische fanden zehn bis zwölf Menschen Platz, die sich zuvor noch nicht begegnet waren. Auch an unserem Tisch wurde rege diskutiert.

Es war ein Abend mit teils sehr persönlichen Themen am 13. November beim „Café der Begegnung“. An den gedeckten Tischen der oberen Rathaushalle trafen sich 160 Menschen, die sich zuvor nicht begegnet waren und sprachen über ihre eigenen Erlebnisse mit dem Thema Diskriminierung. An jedem der Tische fanden zwischen zehn und zwölf Menschen Platz. Unter ihnen jeweils ein Vertreter aus der Politik, der das Gespräch am Tisch moderierte. Ziel sei es, so Migrations- und Integrationsbeauftragter bei der Senatorin für Soziales, Rainer Schmidt, von den Menschen zu erfahren, welche persönlichen Erfahrungen sie mit dem Thema „Diskriminierung“ gemacht haben und welche Dinge man, auch politisch gesehen, noch besser machen könne.

„Wo kommst du her?“

Eröffnet wird die Veranstaltung durch den Bremer Poetry Slammer Adrian Adu. In seinem Poetry-Slam spricht er über Vielfalt, Heimat, den eigenen Horizont und über die Frage, die auch anschließend an unserem Tisch ausgiebig diskutiert wird: „Wo kommst du her?“

„Wo kommst du her?“ – Ist es schon eine Form von Rassismus, diese Frage zu stellen? Wer stellt sie wann und mit welchem Hintergrund? Wie kommt sie bei meinem Gegenüber an? Eine einstimmige Meinung zu diesem Thema gibt es an unserem Tisch nicht. Rania Enan zum Beispiel hält es für eine Einstellungssache der Person, die gefragt wird. Um ihre Ansicht für alle verständlich darzulegen bringt sie einen Vergleich: „Stellt euch eine dunkelhäutige Frau vor, die zur Straßenbahn gerannt kommt und an die verschlossenen Türen klopft, kurz bevor die Straßenbahn dann ohne sie losfährt. Jetzt wird sie vielleicht sagen ‚Das ist Diskriminierung!‘, dabei war sie einfach nur zu spät am Bahnsteig und die Bahn wäre so oder so losgefahren.“

Irina Drakokina sagt, sie habe die Erfahrungen gemacht, das die Menschen ihr nicht glauben, wenn sie antwortet „Ich komme aus Deutschland“. Aufgrund ihres Akzents oder ihrer Äußerung würde daraufhin häufig die Frage folgen „Aber woher kommst du WIRKLICH?“, ganz so, als ob sie die anderen belügen würde. Poetry Slammer Adrian Adu kennt diese Situation. Er ist in Deutschland geboren und lebt in der Bremer Neustadt. Aufgrund seiner dunklen Hautfarbe glauben ihm die Leute das aber häufig nicht. „Mein Vater kommt aus Ghana, aber ich habe mit Ghana einfach überhaupt nichts zu tun. Ich spreche die Sprache nicht, ich war auch noch nie da. Generell war ich noch nie außerhalb von Europa. Auch nicht zum Urlaub machen.“ Trotzdem werde seine Antwort auf die Frage „Woher kommst du?“ häufig nicht ernst genommen. Schließlich habe er eine dunkle Hautfarbe. Da kann er ja gar nicht aus Deutschland kommen. Das scheine, zumindest in den Köpfen mancher Menschen, die entsprechende Folgerung zu sein.

„Leih dir einen Juden“

Mit am Tisch sitzt auch der Bremerhavener Mircea Ionescu. Er ist Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Bremerhaven. Mit ihrer Präventionsaktion „Leih dir einen Juden“ möchte seine Gemeinde in den Austausch mit nichtjüdischen Bremerhavenern treten und Vorurteilen entgegenwirken. Mit Humor erzählt er von seinen Erfahrungen und Sätzen wie „Obwohl er ein Jude ist, ist er echt sympathisch.“

Etwa 80 Minuten wurden rege Gespräche geführt, die Politiker schrieben fleißig mit und zum Ende der Veranstaltung schaute Anja Stahmann, Bremens Senatorin für Soziales, vorbei und richtet einige Worte an die Anwesenden. Zum Abschluss sagte sie: „Ich wurde auch schon oft als ‚Asylantentante‘ beschimpft. Aber mittlerweile muss ich sagen. Eigentlich ist das ein Kompliment.“

 

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