50 Jahre Müllheizkraftwerk Bremen – So wird unser Abfall zu Strom

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Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Bremer Müllheizkraftwerks in Findorff haben wir uns das Werk einmal genauer angesehen. Täglich werden hier zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen Müll angeliefert und zur Stromerzeugung verbrannt. Aber wie funktioniert das Ganze? Wie wird unser Abfall zu Strom?

Für den Geschäftsleiter der Bremer Stadtwerke (swb) Jens-Uwe Freitag und seine Mitarbeiter ist es ein Grund zum Feiern: 50 Jahre steht das Müllheizkraftwerk (MHKW) in Bremen nun. Nach seiner Errichtung im Jahr der Mondlandung 1969 wurde ein Jahr später der erste Müll verbrannt. Für Bremen sei das eine wichtige Maßnahme gewesen, da das Müllaufkommen durch den wirtschaftlichen Aufschwung binnen kürzester Zeit rapide anstieg, so Freitag. Dennoch habe das Werk viel Kritik einstecken müssen. Damals wurde es zur reinen Müllverbrennung genutzt und von seinen Gegnern häufig als „Dioxin-Schleuder“ betitelt. Elf Jahre später, 1981, wurde durch die Anlage der erste Strom erzeugt. Dieser deckte zunächst nur den Eigenbedarf der Anlage. Dennoch war die Entscheidung, die Müllverbrennung zur Stromerzeugung zu nutzen zukunftsweisend, wie sich herausstellte.

Anlässlich der 50. Geburtstagsfeier des MHKW waren wir vor Ort und haben uns das Heizkraftwerk einmal genauer angesehen:

Ein Spaziergang durchs MHKW

Mit Peter Schmidt aus dem swb-Serviceteam bekamen wir einen Experten an die Hand, der uns das Heizkraftwerk mit all seinen Stationen ganz genau erklärte. Erste Station, die Anlieferung: Werktäglich werden hier zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen Müll angeliefert. Insgesamt also über 700.000 Tonnen jährlich. „Bevor die LKWs hier reinrollen, müssen sie zuerst über die Waage“, erklärt Schmidt, „vorher und nachher.“ So kann festgestellt werden, wie viel Müll die Fahrer anliefern.

Durch die Luken bei der Anlieferung wird der Müll ins Innere des Bunkers gekippt.

Verbrannt werden ausschließlich Restmüll und Industrieabfälle. Zehn Prozent der jährlichen Menge stammt aus Bremen. Der Rest kommt aus Niedersachsen und ein Teil wird aus Holland angeliefert. Über sechs große Luken fällt der Müll ins Innere des Annahmebunkers, wo er dann von Kranarbeitern geschichtet und anschließend geschreddert wird. „Industrieabfälle werden stichprobenartig kontrolliert, damit wir keine bösen Überraschungen erleben“, so Schmidt. „Der Restmüll kommt einfach so durch die Luken.“ Bis zu 10.000 Tonnen Abfall können im Bunker gelagert werden. „So können wir auch dann Strom produzieren, wenn wir mal nicht beliefert werden“, erklärt Schmidt, „an den Weihnachtsfeiertagen zum Beispiel. Mit 10.000 Tonnen Müll kommen wir etwa fünf Tage hin.“

Einzig Krankenhausabfälle wie etwa Spritzen oder zu vernichtende Beweismittel der Polizei (beispielsweise Rauschgift) werden separat und unter strengen Kontrollen angeliefert und beseitigt.

Greifer – wie auf dem Jahrmarkt

Zusammen mit Peter Schmidt erreichen wir über einen langen hochgelegenen Gittersteg das Innere des Annahmebunkers, wo die Kranarbeiter Thomas Borderding und Guilio Pepe an ihren Steuerungspulten sitzen. Es erinnert ein bisschen an den Jahrmarkt, wie die beiden die 10 Tonnen schweren Greifer im Abfall versenken, den Müll in die Höhe ziehen und ihn über einen von zwei großen Schächten wieder fallen lassen. Dort wird der Abfall anschließend geschreddert, über ein Fließband in den Tagesbunker gefördert und letztendlich in der Brennkammer verbrannt.

Im Inneren des Annahmebunkers wird der Müll mit den Greifarmen gepackt und weiterbefördert:

Im Gespräch mit Kranarbeiter Thomas Borderding wird schnell klar, wieso eine Überprüfung des angelieferten Industriemülls nötig ist: „Das ist teilweise Wahnsinn, was hier weggeworfen wird“, so der 57-Jährige, „einmal hatte ich hier plötzlich eine volle Stickstoffflasche im Greifer. So etwas kann extrem gefährlich werden.“

Ein Blick in die Brennkammer

Im MHKW werden insgesamt vier Kessel befeuert. Das Feuer in der Brennkammer erreicht eine Temperatur von über 1.000 Grad Celsius, womit wiederum 176.000 Tonnen Wasser werden, sodass sich Dampf bildet. Dieser Dampf wird in einer Dampfturbine zur Erzeugung von Bewegungsenergie genutzt. In einem Generator wird diese dann zu elektrischer Energie. die dann durch einen Generator in elektrische Energie umgewandelt wird. Um sich den Dampf erneut zunutze machen zu können, wird er in einem Kondensator zu Wasser kondensiert. Dieses Wasser kann nun erneut erhitzt und zur Energiegewinnung genutzt werden. So geht kein Wasser verloren. Die beim Verbrennungsprozess entstandene Schlacke wird außerdem beim Straßenbau wiederverwertet.

Servicemitarbeiter Peter Schmidt gewährt uns einen Blick ins Innere der Brennkammer:

Das Herz der Anlage

Unser Rundgang endet im wichtigsten Raum der ganzen Anlage: der Leitwarte. Von hier erfolgt die Überwachung des ganzen Betriebs. Alle Stationen, alle Werte, Störungen sowie alles, was die Anlage an Technik beherbergt, werden hier kontrolliert. Für Schichtleiter Sven Pabst und sein Team eine enorme Verantwortung: „Die Steuerzentrale ist rund um die Uhr besetzt. Tag und Nacht, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr“, erklärt der 42-Jährige, „nachts und am Wochenende haben wir hier die komplette Anlagenverantwortung. Egal was hier passiert, sei es ein Brand, ein technisches Problem, ein Feuerwehreinsatz… Wir tragen die Verantwortung.“ Die Mitarbeiter arbeiten im Drei-Schicht-Dienst. Alle Grenzwertüberschreitungen sowie deren Gründe müssen penibel dokumentiert werden.

Wir durften einen Blick ins Herz der Anlage werfen:

Strom für rund 10 Prozent der Bremer Haushalte

Das Bremer Müllheizkraftwerk in Findorff hat einen langen Weg hinter sich. Durch diverse Umrüstungen und die stetige Optimierung gehört es heute zu den effizientesten Anlagen Deutschlands und kann bei Vollauslastung 307.500 Megawattstunden Strom und 208.400 Megawattstunden Fernwärme erzeugen. Damit versorgt das Werk über 15.000 Kunden und deckt den Strombedarf von circa 10 Prozent der Bremer Haushalte.

 

 

 

 

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