Der Konkursverwalter der Männlichkeit: Ingo Appelt im Interview mit Bremennews + GEWINNSPIEL

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Am 25. Januar 2018 tritt Entertainer Ingo Appelt mit seinem Programm „Besser…ist besser! – Das Update“ im Kulturzentrum Schlachthof auf. Der 50-Jährige plant mit seiner Tour durch ganz Deutschland die Männer der Nation zu verbessern. In seinem Interview mit Bremennews erklärt er, was die Zuschauer bei Auftritten erwarten können, wie er das „kühle“ Bremer Publikum wahrnimmt und wieso er dieses Jahr einen Weihnachtsfrust hat.

Herr Appelt, seit Ende der 80er Jahre hatten sie unzählige Auftritte und sehr viele verschiedene Programme. Jetzt touren sie seit zwei Jahren mit ihrem aktuellen Programm „Besser…ist besser“ durch Deutschland. Wie gelingt es ihnen auch nach so vielen Bühnenjahren immer wieder ein neues Programm zu schreiben? Woher nehmen sie ihre Inspiration?

Meine Programme sind immer Weiterführungen vergangener Programme. Ich betreibe sogenannte „Patchwork-Comedy“, es geht grundsätzlich immer um Männer und ihre Peinlichkeiten. Früher waren meine Texte ein bisschen versauter, da Männer die Hauptzielgruppe in der Comedy waren. Das hat sich in Deutschland immer mehr gewandelt, jetzt gibt es mehr Pärchen-Comedy. Auch mein Programm hat sich über die Jahre in Richtung Frauen-Comedy gewandelt, ich bin ja sozusagen der Konkursverwalter der Männlichkeit. Bei jedem Programm wird hier und da etwas Neues dazu gebastelt und viel improvisiert. Am Anfang des Programmes rede ich teilweise bis zu 60 Minuten über aktuelle Themen. Ich gehe auf die Bühne und rede einfach darauf los. Mit gut und gerne drei bis vier Stunden Programm im Hinterkopf. Jeder Abend gestaltet sich also anders. Nur am Ende, da gibt’s immer die „Sex-Nummer“. Die muss dabei sein.

Sie beschreiben ihr jetziges Programm als „Männer-Verbesserungs-Comedy“, wo sehen sie denn bei Männern noch Verbesserungsbedarf?

In allem, besonders beim Thema Humor. Wir Männer scheinen ja furchtbar langweilig zu sein, sonst gäbe es ja kein Theater oder Kino. Wir haben in Deutschland eine unfassbar große Freizeitbranche, überall wird gelacht und getanzt, weil anscheinend die Männer es in Sachen Humor nicht bringen. Und deswegen versuche ich den Karren aus dem Dreck zu ziehen, ich bin ja schließlich Humordienstleister. Ich versuche den Männern beizubringen, dass sie mehr Humor mit sich selber haben sollten. Das haben sie nämlich oft nicht, das merke ich bei den Shows immer wieder. Da sitzen dann auch Männer im Publikum die ganz verbissen an ihrer Leitwolf-Rolle festhalten und nur schwer über sich lachen können. Humor haben heißt aber sich aktiv an seiner eigenen Zerstörung beteiligen. Weg mit diesem „Macker“-Gehabe wie bei diesem Trump, das ist ja furchtbar.

Gibt es nach jahrelanger Bühnenerfahrung noch Situationen die sie während eines Auftritts überraschen?

Klar, die gibt es immer wieder. Ich hatte mal einen Auftritt, da passierte erst gar nichts. Ich dachte, ich wäre wieder bei „Verstehen sie Spaß“. Das war wirklich grausam. Du weißt, dein Text zieht jeden Abend, nur heute passiert gar nichts. Aber jedes Publikum ist anders, selbst in den gleichen Läden im gleichen Umfeld. Es ist jeden Abend anders, es besteht ja immer eine Interaktivität zwischen mir und dem Publikum. Dadurch sind meine Auftritte immer wieder überraschend.

Wie erleben sie das „kühle“ Bremer Publikum im Vergleich zur restlichen Republik?

Ach, so Vorurteile und Selbstwahrnehmungen sind völliger Unsinn. Gerade die Bremer sind total gut drauf. Auch die Hamburger gelten ja als die „Unterkühlten“ und die, die zum Lachen in den Keller gehen. Alles Blödsinn. Hier im Norden ist es jeden Abend ein Hexenkessel, die Leute wollen sich amüsieren. Die Bremer sind ja quasi die Italiener des Nordens, die sind viel emotionaler als der Rest da oben. Besonders der Schlachthof ist richtig „Rock ’n‘ Roll“. Da riecht alles nach Punkrock, da kannst du theoretisch mit einer Kippe auf die Bühne gehen, das ist alles geil. Da ist sofort Stimmung, das ist einfach eine ganz andere Atmosphäre im Vergleich zu einem Auftritt in einer Stadthalle. Man kann sagen, die Stimmung ist immer mehr von der Location abhängig als von den Leuten. So Vorurteile sind alle Quatsch.

Sie sind ja gefühlt schon in ganz Deutschland aufgetreten, haben sie persönlich noch einen „Wunschort“ an welchem sie gerne auf der Bühne stehen würden?

Ich würde gerne mal im Madison Square Garden in New York City auftreten (lacht). Aber in Deutschland war ich ja schon überall, das stimmt. Ich hätte mal wieder gerne ein Open-Air bei gutem Wetter. Mittlerweile habe ich alle Open-Airs aus der Tour rausgenommen, weil es jedes Mal geregnet hat. Deshalb mache ich das nicht mehr. Eigentlich finde ich Open-Airs immer ganz schön, so unter freiem Himmel. Es ist einfach entspannend. Ich würde gerne um 22 Uhr anfangen und bis 1 Uhr nachts spielen, aber das darfst du ja nirgendwo. Das ist salopp gesagt kacke, das muss man ganz klar sagen. Open-Air in Deutschland ist echt schade.

Sie haben viele lange Jahre ihrer Jugendzeit in Würzburg gelebt, wie entstand dort ihre Nähe zur SPD?

Mit 16 Jahren war ich Jugendvertreter bei Siemens, da war es Gang und Gebe in der IG Metall zu sein. Da hat man dadurch auch die Nähe zu den Sozialdemokraten. Mein Betriebsvorsitzender dachte wohl: „Der Appelt ist so radikal, wenn ich den nicht einfange landet der bei den Kommunisten“. Das ist natürlich Blödsinn, aber er hat mich dann in die SPD aufgenommen. Ich war damals noch jung und konnte mit vielem nichts anfangen. Als ich bei den JuSos war, haben die mich gefragt ob ich ein reformistischer Marxist oder ein neoreformistischer Marxist bin. Da hab ich gesagt ich bin evangelisch und bin gegangen. Mit politischen Rängen hab ich nicht viel am Hut gehabt. Ich bin ein loyales Mitglied in der SPD, aber kein politisch arbeitender Funktionär. Das wäre viel zu anstrengend.

Weihnachten steht jetzt unmittelbar vor der Tür, freuen sie sich auf ein paar ruhigere Tage zu Hause oder bekommen sie nach kurzer Zeit wieder das Verlangen wieder auf einer Bühne zu stehen?

Dieses Jahr habe ich Weihnachtsfrust, ich habe einfach nicht so Lust darauf. Ich habe keinen Bock in den Keller zu gehen und den ganzen Schmuck herauszuholen und die Wohnung umzugestalten. Ich hatte auch keine Lust einen Weihnachtsbaum zu kaufen, aber meine Frau drängte mich dazu. Letztes Jahr habe ich viele Gäste eingeladen und habe den ganzen Tag in der Küche gestanden. Da habe ich eine Gans gemacht, ich habe gezaubert wie ein Weltmeister. Dieses Jahr gibt es Würstchen und Kartoffelsalat. Fertig. Bei einer längeren Pause entwickelt sich schon wieder die Lust auf der Bühne zu stehen. Wenn beispielsweise eine Europa- oder Weltmeisterschaft ist und du für sehr lange Perioden nicht spielen kannst und willst, kribbelt es schon wieder in den Fingern. Da hast du dann wirklich wieder große Lust aufzutreten.

Bremennews verlost 2×2 Freikarten für den Auftritt von Ingo Appelt im Schlachthof am 25. Januar 2018.
Wer dabei sein will, muss folgende Frage beantworten: In welcher Arena würde Ingo Appelt gerne einmal auftreten?
Die Antwort per Mail an die Adresse verlosung@borgmeier.de.
Einsendeschluss ist der 20. Januar 2018.

Bildquelle: Felix Rachor

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